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HARBKE
 

Harbke, Landkreis Börde, Sachsen-Anhalt

Wieder zum Leben erweckt, der Schlosspark Harbke

Am südöstlichen Rand des Naturparks Elm-Lappwald und wenige Kilometer von Helmstedt entfernt liegt der kleine Ort Harbke mit der Ruine des Schlosses und dem wieder grünenden Landschaftspark. Schon auf das Jahr 1308 geht die Grundherrschaft der Familie von Veltheim zurück. Auf den Grundmauern einer Wasserburg mit doppeltem Graben errichtete Achaz von Veltheim zwischen 1572 und 1586 das Renaissanceschloss. Dort, wo die beiden dreigeschossigen Flügel fast rechtwinklig aufeinander stießen, waren sie durch einen polygonalen Treppenturm mit einem Spitzdach verbunden. Noch heute sind an der Fassade der Schlossruine die Wappen der von Veltheims und für die Ehefrau der von Salderns zu sehen.

Von 1751 bis 1759 führte Martin Peltier de Belford, Herzoglicher Landbaumeister des Hauses Braunschweig-Wolfenbüttel, umfangreiche Umbauten durch. Die beiden Flügel des Schlosses wurden durch einen Barockbau ergänzt, so dass eine geschlossene vierflüglige Anlage entstand mit einem ovalen Wasserbecken im Innenhof. Unter Friedrich August von Veltheim wurde an der Südostseite des Schlosses ab 1740 ein barocker Lustgarten angelegt. Den Park zierten Skulpturen wie die der römischen Göttin der Früchte Pomona und eine Nischenwand, die sogenannte „Chinesische Mauer“, die sich bis heute erhalten haben.

Zu den ältesten Gebäuden zählt die Schlosskirche St. Levin. Sie wurde 1572 an der Stelle eines romanischen Vorgängerbaus errichtet und diente der Familie von Veltheim auch als Grablege. Der quadratische Turm mit der geschwungenen Haube wurde 1719 angebaut. An der Kirchenfassade hat sich die hölzerne Sonnenuhr von 1640 erhalten. Das Innere birgt einen weiteren Schatz, die von Christoph Treutmann 1727/28 gebaute Orgel. Ein Teil des Pfeifenwerks stammt aus der noch älteren Orgel von Gottfried Fritsche.

Schon sehr früh, nämlich ab 1760, begann unter Friedrich August von Veltheim die Umgestaltung des Parks in einen englischen Landschaftsgarten. Die Anregungen dazu brachte der Gärtner Daniel August Schwarzkopf von seinen Reisen aus England mit. Friedrich August von Veltheims Nachfahren setzten in Harbke die Umwandlung des Parks zum englischen Landschaftsgarten fort, so dass immer mehr Relikte des Barockgartens verschwanden. Unter Rüttger von Veltheim entstand 1825 nicht nur der neugotische Bibliotheksbau am Schloss, sondern ebenso 1830/31 anstelle des alten Gewächshauses die kleine neugotische Orangerie. Über ihrem Portal ist das Wappen der Familie von Bülow zu sehen, aus der die Gattin des Erbauers stammt.

Dem Park kam zugute, dass hier der Botaniker Johann Philipp du Roi mehrere Jahre arbeitete und darüber 1771 eine bedeutende dendrologische Arbeit veröffentlichte: „Harbkesche Wilde Baumzucht Theils Nordamerikanischer Und Anderer Fremder, Theils Einheimischer Bäume, Sträucher Und Strauchähnlicher Pflanzen. Nach den Kennzeichen, der Anzucht, der Eigenschaften und der Benutzung beschrieben.“ Die Arbeit ist wieder leichter zugänglich, seitdem sie 2010 bei Nabu Press als Nachdruck erschien. Harbke wurde zu einem bedeutenden frühen Ort für die Kultivierung ausländischer Gehölze und zu einem der wichtigsten Pflanzenlieferanten für die englischen Landschaftsparks in Deutschland. Zahlreiche fremdländische Gehölze waren angepflanzt worden. Rund 300 verschiedene Arten und Formen sollen es gewesen sein. Heute sind es ungefähr 100. Einige Bereiche wurden nach der Herkunft der Gehölze benannt, wie „Florida“, „Libanon“ und „Ukraine“. Der Ruf Harbkes veranlasste 1805 Johann Wolfgang von Goethe, hier her zu kommen, um die „Wilde Baumzucht“ zu studieren.

Hinter der Kirche St. Levin steht heute der älteste, aber bei weitem nicht der stärkste, 1758 gepflanzte Ginkgo Deutschlands, Ginkgo biloba. Daneben sind eine kleinere Zerr-Eiche, Quercus cerris, und eine Kolchische Pimpernuss, Staphylea colchika, zu sehen. Zu dem bemerkenswerten Baumbestand zählen die Geschlitztblättrige Kastanie, Aesculus hippocastanum ’Laciniata’, die großen Tulpenbäume, Liriodendron tulipifera, die Orientalische Hainbuche, Carpinus orientalis, der Geweihbaum, Gymnocladus dioicus, der Kolchische Spitz-Ahorn, Acer cappadocicum, und der Burgen-Ahorn, Acer monspessulanum. Eine mächtige Farnblättrige Buche, Fagus sylvatica ’Asplenifolia’, ist südwestlichen Teil des Parks zu bewundern.

Nach dem Zweiten Weltkrieg begann mit der Enteignung der Familie von Veltheim der Niedergang des Anwesens. Bis 1955 diente das Schloss als Kinderheim und stand danach leer. Während die Wirtschaftgebäude von der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft genutzt wurden, verfiel das Schloss zur Ruine. Heute ist das Anwesen im Eigentum der Gemeinde. Dem Park wird wieder Pflege zuteil. Die Kirche St. Levin ist fachgerecht restauriert worden. Die evangelischen Kirchengemeinde Harbke hält ihre Gottesdienste darin ab. Auch die neugotische Orangerie strahlt in alter Pracht und dient in den Sommermonaten als Café. Es ist wieder eine Freude, Harbke zu besuchen.

Schlosspark Harbke
39365 Harbke
Eigentümerin Gemeinde Harbke
ganzjährig frei zugänglich
Führungen Tourist-Information Harbke
Fon 039406-203
Orangerie-Café Mai-Okt. Sa, So u. feiertags 14-20 Uhr
Anfahrt A 2 Ausfahrt Helmstedt, B 245a nach S bis Harbke
Zugang zum Park von August-Bebel-Allee