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EINFÜHRUNG
 

Einführung

Nicht erst im Jenseits kannst Du in das Paradies gelangen, wenn Du einen Garten hast, besagt eine persische Weisheit. Das Paradies wurde schon immer als Garten gedacht. Der Garten Eden hat wohl im Westen des Irans gelegen. Friedfertigkeit der Menschen und Tiere, Überfluss an Nahrung waren seine Kennzeichen. Der Baum der Erkenntnis ist nur in der Vorstellung des Abendlandes ein Apfelbaum gewesen. Im Vorderen Orient war es eher eine Feige. Der Garten des Morgenlandes, er lebte auch im Abendland fort. Die Quelle oder der Brunnen im Zentrum, die Vierteilung durch Wasserläufe oder Wege, dieses Muster findet sich nicht nur in arabischen Gärten, sondern in Gärten der Antike, der Renaissance bis hin zu unseren traditionellen Bauerngärten wieder.

Was gibt es Schöneres, als im Schatten eines Baumes zu liegen, einen frisch gepflückten Apfel zu essen und die Gedanken schweifen zu lassen? Schon immer zeigten sich die Gärten von zwei Seiten: Sie spendeten Nahrung und sie schenkten Freude und Kontemplation, einmal mehr das Eine und einmal mehr das Andere. Die mittelalterlichen Klostergärten lieferten Gemüse, Kräuter und Obst für die Küche, Heilkräuter für die Apotheke, und zudem waren es Orte der Stille und Besinnung. Die prächtigen Barockgärten repräsentierten die absolute Herrschaft und dienten ebenso dem Vergnügen. Diese Gärten im französischen Stil dressierten die Natur, ihre liberalen Gegenentwürfe, die englischen Landschaftsgärten, schmiegten sich der Natur an. Beide spiegelten die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse ihrer Entstehungszeit. So waren die Gärten und Parks zunächst Bestandteile von Residenzen und Adelssitzen, später auch vonn großbürgerlichen Anwesen. Im 19. Jahrhundert verband dann der „gemischte Stil“ die geometrische Formgebung in der Nähe der Häuser mit landschaftlich gestalteten Flächen, die in die freie Natur übergingen. Viele der älteren Gärten öffneten sich allmählich der Allgemeinheit, bis dann in den großen Städten zu Beginn des 20. Jahrhunderts Volks- und Stadtparks eigens für die Öffentlichkeit angelegt wurden. Schon früher waren die Gärten hinzugekommen, die ihre Entstehung der Wissenschaft und dem Sammeleifer verdankten, die botanischen Gärten und Arboreten.

Im 20. Jahrhundert löste zunächst mit der Reformbewegung eine neue, klare Formensprache, den gemischten Stil ab. Die jetzt kleineren Hausgärten waren strikt in Ziergarten und Nutzgarten gegliedert. Dem Reformstil folgten viele individuell und unterschiedlich gestaltete Anlagen vom peniblen Vorgarten bis zum Künstlergarten und zum ökologischen Garten. Traditionelle Bauerngärten, die schon immer Einflüsse aus Residenzen und Städten aufgenommen hatten, wichen schließlich kurzlebigen Strömungen mit den modischen Pflanzen aus den Baumärkten. Nur in den Freilichtmuseen lebten sie als sorgfältige Rekonstruktionen weiter. Bei den Schrebergärten der Arbeiter und kleinen Leute stand dann der Nutzen im Vordergrund, auch wenn sie ebenso der Erholung dienten. Etwas ist allen Gärten eigen, sie machen viel Arbeit. An einem Gebäude im Schlosspark zu Schwetzingen heißt es: „In den Sommertagen sey der Ameise gleich“. Dieser Spruch hat damals den Gärtnern gegolten, heute gilt er auch den Gartenbesitzern.