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EHESTORF
 

Ehestorf, Gemeinde Rosengarten, Landkreis Harburg

Von alten Häusern und jungem Gemüse
Die Gärten im Freilichtmuseum am Kiekeberg

Die Bohnen stehen prächtig und erreichen mit ihren Ranken fast schon die Spitzen der langen Stäbe. Stangenbohnen, wo gibt es die sonst noch? Modernes Gemüse muss nicht nur reiche Erträge bringen, es muss auch leicht und möglichst maschinell zu ernten sein. Da haben die Stangenbohnen keine Chance. Früher fand man sie in jedem Hausgarten. Heute stehen sie unübersehbar im Garten von Meyns Hof im Freilichtmuseum am Kiekeberg. Nur der Ziehbrunnen überragt sie. Der Hof war in Marschacht errichtet und von dort ins Museum versetzt worden. Der Garten wurde nach historischen Vorbildern sorgfältig rekonstruiert. Die Nutzpflanzen wie die Zierpflanzen, die damals angebaut worden, haben hier eine Zuflucht gefunden, die Nutzpflanzen in der Mitte, Kräuter und Zierpflanzen randlich am Zaun. Die Etagenzwiebel ist ebenso vertreten wie die Eberraute mit ihren unscheinbaren Blüten und dem starken Duft. Früher sprach man ihr nicht nur Heilwirkung, sondern auch Zauberkraft zu.

Am Meybohmschen Haus, das aus Kakenstorf ins Museum kam, ist der Nutzgarten vom Ziergarten strikt getrennt. Hier blühen Rosen, Rittersporn, Eisenhut, Margariten, Stockrosen, Vexiernelken und der Phlox. Beete und Wege sind von Buchsbaum eingefasst. Sie geben dem Garten Form und Struktur. Aus höfischen Gärten zunächst von Bürgern, dann auch von Bauern übernommen, gehörten die niedrigen Buchsbaumhecken genau so zu den traditionellen Bauerngärten wie die Staketenzäune. Ob sich aber so arme und kleine Heidehöfe den Luxus eines solchen Ziergartens leisten konnten, bleibt fraglich. Ganz in der Nähe liegt der Applhoff, wie er früher auch als Kälberweide diente. Hier stehen traditionelle Apfelbäume wie Krügers Dickstiel, Boskoop, Altländer Pfannkuchen, verschiedene Prinzenäpfel und dazwischen die Bürgermeisterbirne.

Nicht nur in den Bauerngärten auf den Höfen begegnen uns die traditionellen Obst- und Gemüsesorten, sondern ebenso in einem Themengarten des Museums, dem Lüneburger Landgarten. Hier sind viele der regionalen Nutzpflanzen versammelt, deren Zahl stark abgenommen hat. Sie sind in ihrer Vielfalt bedroht, denn sie mussten den überregionalen Sorten weichen. Diese wurden so gezüchtet, dass sie für den Einsatz von Maschinen bei der Ernte und bei der Verpackung geeignet sind und möglichst lange gelagert werden können. Die traditionellen Pflanzen finden nicht nur in den Schaugärten ihren Platz, sie werden im Nutzpflanzenarchiv des Museums dokumentiert und sie werden im Verbund von Gärtnern, Bauern, verarbeitenden Betrieben und Händlern den Verbrauchern angeboten. Nur wenn die Verbraucher gewonnen werden können und das Projekt eine wirtschaftliche Grundlage erhält, ist die Artenvielfalt von Gemüse und Obst langfristig gesichert.

Ein kleinerer Themengarten gilt den Heilkräutern, mit denen der Schäfer Ast aus Radbruch seine zahlreichen Patienten behandelte. Schnell verbreitete sich sein Ruf als Wunderheiler, so dass an manchen Tagen tausend Menschen zu ihm strömten und ihm zu Wohlstand verhalfen. Die Krankheiten soll er mit Hilfe der Nackenhaare seiner Patienten ermittelt haben. Zur Heilung setzte er die bekannten Arzneipflanzen ein wie Beinwel, Lavendel und Brennnessel. Im Schäfer-Ast-Garten werden sie auf Hochbeeten gezogen, um es den Rollstuhlfahrern zu ermöglichen, sie zu betrachten, und um es den Blinden zu erleichtern, die Pflanzen zu ertasten. Auch die Beschilderung ist neben der üblichen Schrift in Blindenschrift ausgeführt. Eine besonders schöne Idee ist es, auf den Kacheln die Pflanzen nicht nur zu malen, sondern sie als farbige Halbreliefs plastisch hervorzuheben, damit diese Darstellungen auch von Blinden wahrgenommen werden können.

Ein weiteres Thema ist der Nachkriegsgarten. Er wurde an einer Nissenhütte angelegt, einer Wellblechbaracke, wie sie den Flüchtlingen und Vertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg als Notunterkunft diente. Hier wachsen Gemüse und Beerenobst von Kartoffeln, Erbsen und Kohl bis zu Johannis- und Stachelbeeren. Diese Gärten waren damals ein probates Mittel gegen Mangel und Hunger.

Bei jedem Besuch ist am Kiekeberg etwas Neues zu sehen. Ideen und Pläne gehen dem Museum nie aus. Wer das Glück hat, vom Direktor Rolf Wiese persönlich geführt zu werden, der versteht, warum die Zahl der Besucher auf 270 000 hochgeschnellt ist und warum der Förderverein mittlerweile 4 600 Mitglieder hat.

Wer nach all den Eindrücken und vom vielen Laufen eine Stärkung braucht, der ist im historischen „Stoof Mudders Kroog“ bei Gerd Popow gut aufgehoben. Sein Sauerfleisch im kleinen Weckglas hat einen legendären Ruf. Mitbringsel gibt es im gut sortierten Museumsladen und im Hofladen. Die Pflanzenliebhaber sollten sich erkundigen, wann der nächste große Pflanzenmarkt am Kiekeberg stattfindet.

Stiftung Freilichtmuseum am Kiekeberg
Kiekeberg 1, 21224 Rosengarten-Ehestorf
Fon 0 40/79 01 76-0
E-Mail info@kiekeberg-museum.de, www.kiekeberg-museum.de

Größe 12 ha
Geöffnet März-Oktober Di-Fr 9-17 Uhr, Sa-So 10-18 Uhr
November-Februar Di-So 10-16 Uhr
Eintritt 7 €, in Gruppen ab 15 Personen 6,50 €
Anfahrt A7, Ausfahrt Hamburg-Marmstorf, von hier aus
ist das Museum ausgeschildert
Bus 244 oder 340 ab Harburg ZOB